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CHICOS!

2. Dez 2003 03:32 ~ comments(0)


Noch nie in meinem Leben bin ich so oft Junge (Chico) genannt worden. Und diesmal hangt es nicht mit der Länge meiner Haare zusammen. Chicos ist hier die Anrede für Junge Leute wenn ein Typ dabei ist also sind Christoph und ich hier Chicos! Gestern in der Uni haben wir einen Text von uns besprochen und das @, was im Spanischen das Grosse I ersetzt hatte die Dozentin noch nicht mal gesehen.

Ich frag mich natürlich wies mit dem Feminismus hier so steht, nicht zuletzt weil der Aufruf für Beiträge zum nächsten FINUT Kongress hier gerade eingetrudelt ist. Themen gibt’s genug, und ich werde wohl unsere Arbeit vorstellen mit einem feministischen Blick. Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack: Also ich hab ja schon geschrieben, dass die meisten der Arbeitsloseninitiativen von Frauen gegruendet wurden, dass in den MTDs und auch in den Asambleas die Frauen die Mehrheit sind. Die Menschenrechtsorganisationen um die Fragen der Verschwundenen werden von den verschiednen Mütterorganisationen angefuehrt. Die Comedore werden hauptsächlich von Frauen betrieben. Und in den GÄRTEN sprechen wir zum Grossteil mit fitten Frauen, da auch hier die Frauen in der die Mehrheit sind. Das Thema präsentiert sich sozusagen von selber, aber hier gibt es kaum einen feministischen Diskurs und somit wird es also auch meistens eher bemerkt als das daruber geredet wuerde oder sogar ein Politikum daraus gemacht wuerde oder eine bestimmter Standpunkt bewusst eingenommen würden. Die Frauendemo zu der zum Tag „Gegen die Gewalt gegen Frauen“ von einer feministischen Gruppe aufgerufen wurden war mit ca 50 Frauen so schlecht besucht dass sie sie vorher abgebrochen hatten. Das Programm war auch sehr anspruchsvoll ab 12 Uhr Umzug bis um 18.30 zu verschieden Ländervertretungen um jeweils Anklage zu erheben (Escrache!) Zum Beispiel weil eine Frau nach eine Vergewaltigung ihr Kind nach der Geburt umgebracht hat weil Abtreibung hier Verboten ist und nur unter Lebensgefahr und mit viel Geld gemacht werden kann. Diese Frau sitzt nun im Gefängnis… Um das „Recht auf Abtreibung“ gibt es hier eine breitere Kampagne und es wird gehofft dass sich da was in der nächsten Zeit ändert. Die Kirche ist hier zwar im Straßenbild und in den Alltag nicht präsent (ungefähr so wie bei uns würd ich mal sagen) hat aber noch viel politische Macht.

Für mich ist die Situation also recht merkwürdig kaum bewusster Feminismus und viel Frauenpolitik. Wir fragen immer wieder nach Einschätzungen warum in den neuen urbanen Bewegungen, die wir bis jetzt besucht haben, Frauen eine so zentrale Rolle spielen. Dabei bekommen wir relativ einheitlich folgende Antworten: Die Leute glaube dass die Frauen die sind die die ökonomische Krise stärker wahrnehmen durch die fehleneden Lebensmittel, da sie mehr Verantwortung tragen fuer die Ernährung der Familie, sie seinen es auch denen es leichter falle sich dafür oeffentlich einzusetzten, da die Männer in ihrer Eher zu gekränkt wären die Familie nicht ernährn zu koennen und sich nach dem Verlusst der Arbeit in die Privatsphäre flüchten würden. Erst ab dem Punkt an dem die Arbeitspläne (ABM) verteiltworden wären der prozess formalisiert worden wäre und die Piquetera/o Organisationen mehr Oeffentlichkeitspräsentz erhalten hätten, seinen die Männer auch dazu gekommen. (Und seitdem ist das Bild der Piqueteros in den Medien geprägt durch junge vermummte Männer im gegensatz zu den Indimediafilme zum Beispiel in denen Hauptsächlich Frauen um die 50 zu Wort kommen). In den Asambleas hätten Männer und Frauen zu gleichen Teilen angefangen aber jetzt, nachdem viele Asambleas sich eher mit alltäglichen Fragen und der Umsetzung von Nachbarschaftsprojekten beschäftigen würden, seinen es mehr Frauen die geblieben wären. „Wir Frauen sind eben eher exekutiv veranlagt.“

Aber vielleicht ändert sich da auch gerade was: Letzte Woche gabs im Rahmen einer Konferenz an der Uni zum Thema „neuen urbanen Bewegungen“ eine Podiumsdiskussion zur Rolle der Frauen und Feminisierung der Arbeit. Auf dem Podium saßen 3 Akademikerinnen die dazu forschen, dann eine Frau aus einer Assamblea und eine Frau aus einer Obdachlosenbewegung und eine aus einem MTD der Richtung Anibal Veron. Alles was gesagt wurde war so spannend, die verschiednene Forschungen, die aber auch die aktiven Frauen die sich selber einschätzten. Die Assamblea Frau erzählte dass schon das topfdeckelschlagen am 19 Dezember ein sache der Frauen gewesen sei und dass sich zumindest ihr Mann nciht rausgetraut hätte um seinen Job nicht zu verlieren.

Interessant wurde es dann an dem Punkt an dem die MTD Frau erzählte, dass sie sich in ihrer Ortsgruppe seit einiger Zeit besonders mit frauenthemen auseinanderzusetzen begonnen hätten und zwar angeregt durch das Nantionale Frauen Treffen. Sie hatten sich zu themen wie Sexualität und Abtreibung weitergebildet und sie selber sei im Verlauf dessen von einer abtreibungsgegnerin zu einer Befuehrworterin der Entscheidungsfreiheit der Frauen geworden. Auf der letzten Bruekenbestzung am 26.10. (Die die wir verpasst haben weil wir zufrüh dran waren) haben sie nun ein Frauneplenum einberufen (Da die Demo Sonntags war wars sowieso tranquilo- sinn machen Brückenbesetzungen doch eh nur wenn der alltagsverkehr unterbrochen werden kann.) Nungut auf diesem Plenum wurde dann für nächsten Freitag das erste Richtig Frauenplenum aller Anibal Veron MTDs einberufen! Sie werden dort darüber reden wie sie damit umgehen koennen das die Basisbewegungen so frauenstrak sind und ihre wurzeln als Fruänprojekte haben, dass aber ab einem bestimmten politisch Niveau und Organisationsgrad die Glassdecke zum tragen kommt und nurnoch von wenigen Frauen druchbrochen werden kann. Wenn es sie auch gibt.... Es sollen aber auch die übrigen „Frauenthemen“ besprochen worden. Zumbeistpiel dass Abtreibungen hier auch noch illegal sind. (Vor 2 Monaten gab es wohl einige groessere Aktionen dagegen.)

Anekdote Heue eine nettes erlebnis mit Laudemiro gehabt einem der gartenfreaks mit dem wir hier ganz viel zusammen arbeiten. Er arbeitet fast nur ehrenamtlich und hat uns schon 3 mal mitgenommen zu Gärten. Gut: heute nach dem Interview sind wir gemeinsam nachhause gehfaren und ich sag zu Christoph: „lass uns sein S-Bahn ticket kaufen.“ Christoph sagt zu Laudemiro „Ich bezahel dein Ticket.“ woraufhin Laudemiro zu mir sagt „Was für ein Macho, der Christoph!“ worauf ich natürlich antworten muss. „Aber bestimmt nicht!“ Nach allgemeinem gelächer enspinnt sich eine diskussion drum was christoph alles machen müsste um endlich ein richtiger Macho zu werden (Fleischessen und so ) damit wurdern wir das mit der Rollenverteilung beim Tangotanzen dann auch besser hinbekommen. Nuja Machismo ist auch hier ein Tehma aber wie angenehm von einem Typen wie Laudemiro Witze drüber zu hoeren.

Familie und die heterosexuelle Paarbeziehung werden deshalb aber in kleinster Weise in Frage gestellt. Na das ist nicht richtig - die Realität stellt diese in Frage, da es auch hier immer mehr allein erziehende Frauen gibt, aber das Ideal der Paarbeziehungen ist omnipräsent. Immer wieder in Unterhaltungen der Studentinnen zum Beispiele wird festgestellt, dass es einer Freund oder einer Freundin schlecht geht weil sie keine PartnerInnen haben. Un Homosexualität wird wohl geduldet, jeder kennt irgendeinen Schwulen. Neulich waren wir in einer Transen Villa oder besser es war eine Illegale Siedlung in der Hauptsaechlich Tunten wohnten (Wir haben das Pärchen Pedro und Pedro kennen gelernt) und jetzt ziehen immer mehr Heterofamilien dazu und arbeiten im gemeinsamen Community Garten zusammen. 

Was ich sehe ist also? Es gibt Feminisierung der Bewegungen und viele fitte Frauen. Das Wort Feminismus taucht hier nicht auf und die Bezuege auf andere feministische Diskurse sind denkbar gering. Es gibt noch das Kapitel der Eva Peron von dem ich aber noch nicht viel weiß) Ein Diskurs im Sinne eine Aufweichung von Gendergrenzen gibt es nicht als als socher bezeichnet (Genderfuck), aber bemerkt wird dieses schon. Die Analyse der Dreifachbelastung der Frauen und der Verschiebung der Rollen in der Familie werden sehrwohl diskutiert. Zumal man dies wohl auch statistisch schon belegen kann, so sinkt die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen immer weiter durch die verstärkt Belastung. Die Veränderung der Rollen wird auch in unsere Gartenprojekten teilweise bemerkt, da hier auch von den Basisgruppen darauf Wert gelegt wird , dass Männer und Frauen gemeinsam arbeiten.

Meine These ist, dass Gärten in ihrer Genderzuschreibung noch nicht so fest gefahren sind, oder besser dass sich hier verschieden Rollenmuster kreuzen: Zum einen gibt es die „schwere Produktionsarbeit“ der Männer zum anderen die Subsienz sichernde Ernährungsarbeit der Frauen in der Nähe des Haushalts oft verbunden mit pflegenden und erziehenden Tätigkeiten die in den Gemuese- und Blumengernten als Rollenbilder aufeinanderstossen. Wir finden diese beiden Ideen der Gärten auch innerhalb der Universität wieder, da sich hier zwei Lager gebildet haben ein Prof der die Gärten aus jenen „weichen“ „therapeutischen“ Zielen unterstützt und einer der die Gärten nur als Ort der Erwerbsarbeit sehen moechte. Interessanter Weise arbeitet ersterer Prof garnicht richtig mit in den Gärten, sondern seine Projekte sind von einer StudentInnengruppe ausgegangen und richten sich an marginalisierte soziale Gruppen. Der Zweite Prof hat Demonstrativgärten mit Rudolph Steiner Methoden und verlangt 200 Dollar für Kurse und hat Angestellte die für ihn arbeiten....... oh das koennte ich ja noch wunderbar ausführen.

Veronika Benhold Thomsen wäre entzückt über die Subsitenzökonomie die wir hier finden. Sie auch ziemlich bewusst betrieben wird. Auch andere Post-Developement Ansätze begegnen uns von zeit zu Zeit aber leider nicht sehrweit ausgeführt, es ist so als ob noch keine richtigen Alternativ Ideen vorlägen wenn auch alle zumindest auf der mündlichen Ebene mit der Entwicklung nach Neoliberalem Model durch sind. Ich finde das schade und bin am Überlegen warum oder wie neue Ideen entstehen könnten- vielleicht bei der Gartenarbeit?


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