homepage

NADA DEBO- Morgenstern

27. Okt 2003 05:16 ~ comments(0)

überschwemmung1.jpg
überschwemmung2.jpg
barbara.jpg
heidiho Kopie.jpg

Komme gerade heim vom Konzert von Barbara Morgenstern (Nichts muss-nada debo) und Maximilian Hecker. Das Goetheinstitut hat wieder mal einen springen lassen um den armen Leuten in der dritten Welt auch etwas Kultur zukommen zu lassen (für schlappe 12 Pesen/4e). Na und da haben wir uns doch gleich mal drangehängt und gleich drei unsere FreundInnen hier mitgenommen. Hat ihnen sogar gefallen! Besonders gefreut hab ich mich, dass Gloria mitgegangen ist. Zur Gewöhnung an Berlin –wenn irgendwer zu einem Konzert im November, Dezember der Art geht, sagt bescheid, dann wird sie in Berlin sein…
Maximilian war noch etwas träge und das Publikum war zu laut um richtig zuzuhören. Aber dann zu Barbara sind Gloria und ich nach vorne gegangen und es war super schön. Komisch war dass beide sich trotz ihrer Lateinamerikatour kein Wort Spanisch zugelegt zu haben scheinen, und auf englische ansprache stehen die jungen leute hier garnicht. Tanzen scheint unter den ArgentinierInnen nicht so verbreitet zu sein, aber immerhin haben sich ein paar im Takt gewiegt. Die Lieblingsbeschäftigung der meisten war aber Digitalphotos schießen, nur ich hatte Jensens Kamera nicht dabei. Hab aber eine gefragt, und sie wird mir hoffentlich Emails schicken. Tagsüber haben wir heute zur Abwechslung mal zuhause und in Glorias Wohnung verbracht, oder besser auf ihrer Terrasse unter der Markise denn es hat bei ca 25 grad C heute den einige Gewitter gegeben, und unsere Strasse hat sich einmal mehr in einen Fluss verwandelt. So schön! Ich liebe Gewitterregengüsse- nur ein bisschen weniger schwül könnte es sein. Angeblich haben wir einen sehr schönen Frühling hier erwischt, mit wenig Regen. Das mildert meinen Schmerz etwas, wenn ich in den Briefen von zu Hause lese, dass es einen Indian Summer-Ruska gibt so schoen wie nie. Auch wenn meine Mutter heute meinte, dass sie die letzten Kiwis von der Terrasse mit Schneehäupchen reinholen musste. Leider hab ich ziemlich Allergie hier, von dem ganzen blühenden Zeug. Tippas, Lapachas, Flaschenputzerbaume. Ich sollte wirklich eine Studie gegen Gärten machen, im Sinne aller AllergikerInnen. Wir ringen gerade ziemlich mit uns um unser Forschungsdesing genau festzulegen. Die Ideen aus Berlin passen natürlich nur in Teilen zur Realität hier. Am schwersten fällt es uns Sachen wegzulassen. Wir haben bereits einen Ordner voller Interviews mit Organisationen, GärtnerInnen und externe ExpertInnen insgesammt ca 20 und 15 Stunden Kassetten. Eigentlich reicht das Material schon, aber irgendwie suchen wir noch nach dem Clou, Wir schwanken zwischen Symbolischer Bedeutung der Gärten im Diskurs und Zukunftsprognosen und Strategien der AkteurInnen und Gärten und neoliberaler Stadtentwicklung. Und einem Film zum Thema. Naja ich bin ja schon so gespannt was rauskommen wird! Spannend ist es so oder so. Allein die Suche nach den Gärtchen und all die verschiedenen Bewegungen die wir darüber kennen lernen… perfekt! Und allen macht es anscheinend Spaß uns über sich zu erzählen. Diskutieren und Reden ist hier so ein Art Volkssport haben ich das Gefühl. Oder vielleicht es ist der „Deckname Dennis-Effekt, dass den Fremden auch lieber was erzählt wird. Immer geht es um Politik und ganz oft eben auch um die symbolische Bedeutung der Gärten, mal positiv mal negativ mal von aussen mal von innen. So kommen wir auch zu unserem ersten Themenvorschlag.
Ich komme mir im Moment ein bisschen so vor, als hätte ich die Distanz zum Thema verloren und damit auch den Überblick um eine genau abgegrenzte Arbeit machen zu können. Wir lassen uns auch nicht so recht die Zeit die rein kommende Information zu prozessieren. Zu Aufregend ist es immer wieder neue Eindrücke zu sammeln. Und gleichzeitig ist es aber eben auch doppelt anstrengend die neue Info in fremdem Bezugsrahmen, in fremder Sprache zu bekommen. Allein die Organisation des Alltags „braucht 222 Jahre!“(Zitat Heidi Hoh)- zieht Energie „und ich bin doch gar nicht illegal hier“ (Heidi Hoh ).

Stellt euch vor! Heidi Hoh ist auf Spanisch übersetzt worden und ist in Chile aufgeführt worden! Und dann noch mal in Cordoba bei einem Festival. Ich habs verpasst- natürlich wär ich hin gefahren. So hab ich jetzt erstmal an das Theater geschrieben um vielleicht das Video sehen zu können…. Ich hab mir meine Heidi Hoh CD hier auch schon wieder angehört ich liebe das Stück! Und es passt auch hier wieder wunderbar hin und produziert tolle Assoziationen.

Was wollte ich denn noch so erzaehlen? Sitze gerade mit dem geliehenen Labtop auf dem Lab im Bett und es kommt so die richtige Tagebuchstimmung auf. Es ist schon nach vier Uhr nachts und mein sonst so schön ruhiger Hinterhof ist von Geschrei erfüllt, irgendein Familienstreit oder vielleicht auch nur eine Party. Oh und da brummt der 39iger vorbei. Bermsgequietsche vor der Wasserrinne und dann wieder anfahren. (Die Stassen haben an den Ecken relativ tiefe Betonrinnen die die Strasse überqueeren um die Kanalisation des Oberflaechenwassers zu organisieren. Die Kanalisation schein dafür nicht ausgelegt zu sein. Überschwemmungen sind hier ein relativ haeuffiges Probelm in allen Stadtvierteln. Als Grund wird hauptsächlich die Versiegelung angegeben. Nuja Gaerten sind die Lösung!!!) Zurück zum Buss: Ich sehe die schwarze Rauchwolke vor Augen, die aus seinem Auspuff quillt. Bin von einer Hassliebe erfüllt zu der Linie 39. Einerseits hat sie mich schon oft nachhause gebracht und ist in wunderschönen Farben angemalt, andererseits koennen wir wegen ihr den Balkon nicht nutzen und wie alle Collektivos sind diese Busse die Hauptverpester der Luft hier- und zwar richtig schlimm. Der Oktangehalt in unserem Blut wird es nach den drei Monaten hier beweisen! Eine der wenigen Sachen die ich aus Europa vermisse sind die Katalysatoren und die Filter der Dieselmotoren. Das wäre eigentlich ein viel wichtigeres Thema fuer die Stadt, als das der Gärten, und auch in Bezug aufeinander , denn wie die Leute hier von gesunder Ernaehrung aus dem eigenen Garten reden können bei der Luftverschmutzung… nun ja ich sags ja Symbolwert. (Über Gesundheit lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.) Das Gute an den Gärten ist aber, dass es eben kein Wissensgefaelle gibt zwischen Nord und Süd und wir viel unvoreingenommener Rangehen koennen.

Was uns beiden hier manchmal fehlt ist, dass sich die wenigsten so richtig für uns interessieren und uns nach unserem Wissen und Umfeld fragen. Auch gut so. Auf jedenfall ganz anders als in Mexiko wo alle ständig mich als Europaeerin symbolisiert haben. Jetzt fangen die Vögel an zu zwitschern und ich werd mich jetzt auch mal hinlegen. Es kling recht südländisch draußen mal zu Abwechslung mit Zikaden sonst hab ich so ne Art rotbäuchige Amsel hier vor dem Fenster.


Kommentare

Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar erst nach Freischaltung durch die Redaktion sichtbar wird.

Kommentar
Dein Name *
Deine E-Mail-Adresse * (nur für die Redaktion, wird nicht veröffentlicht!)
Deine Internetseite
Bitte geben Sie den Text auf diesem Bild ein.
captcha image
Angaben für weitere Kommentare merken?
 


Powered by alotta-log.